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23. Januar 2014

„Ein stetes aufeinander zugehen“

Die Inklusionstour in Fulda hat am Dienstag Station in den Werkstätten der „Caritas Berufswege Fulda“ gemacht. Inklusion ist dort schon lange ein wichtiges Thema, das indes auch durchaus differenziert gesehen wird.

Als der geistig behinderte Tischtennisspieler Hartmut Freund, Deutscher Meister der Wettkampfklasse 11, zum Schmetterschlag ansetzt, um den Ball auf die andere Seite der Platte zu katapultieren, geht ein Raunen durch die Zuschauerreihen. Dann kommt tosender Beifall auf. In der Betriebssporthalle der Werkstätten der „Caritas Berufswege Fulda“ herrscht am Dienstagvormittag eine ausgelassene Stimmung. Der Grund: das sport grenzenlos Team ist im Rahmen der Inklusionstour in der Hessenstadt (20. bis 26. Januar) zu Besuch.

Fast 100 der insgesamt 220 Mitarbeiter des Betriebes sind aus diesem Grunde in die kleine Sporthalle gekommen, um den Paralympischen Spitzensportlern beim Tischtennis spielen zuzuschauen, sich mit ihnen auszutauschen, Autogramme zu sammeln – einfach dabei zu sein. „Inklusion, das ist nicht erst seit der UN-Behindertenrechtskonvention, die März 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist, bei der Caritas in Fulda ein Thema. Über den Betriebssport und das Arbeitsleben hier in den Werkstätten nehmen unsere Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten geistigen, körperlichen oder seelischen Behinderungen am gesellschaftlichen Leben teil“, sagt der Gesamtleiter der Caritas Berufswege und Werkstätten, Bernd Wystrach.

„Inklusion ist nicht in jedem Betrieb möglich“

Die UN-Konvention dient der Umsetzung und dem Schutz von Menschenrechten. Sie zeigt, was die bestehenden Menschenrechte für Menschen mit Behinderung bedeuten und wie sie in den unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft umzusetzen sind. Das Recht auf Teilhabe von Menschen mit Behinderung ist das zentrale Menschenrecht. Die Konvention hat das Leitbild der sogenannten „Inklusion“. Das bedeutet: Nicht der Mensch mit Behinderung muss sich anpassen, um „dabei“ sein zu können, sondern die gesellschaftlichen Bereiche müssen sich seinen Bedürfnissen entsprechend anpassen und öffnen. Niemand darf ausgegrenzt werden.

Dass die Inklusionstour von sport grenzenlos Initiator Holger Nikelis und dem Lions Club Fulda unter der Präsidentschaft von Mathias Leilich auch in den Caritas-Werkstätten Station macht, begrüßen Wystrach und Michael Glüber, Leiter der Einrichtung, somit sehr. Und so nehmen sie das sport grenzenlos Team, Leilich sowie die Vertreter der „Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda“ mit ihrem Vorsitzenden Hanns-Uwe Theele auf eine Betriebsbesichtigung durch die Werkstätten mit. Dabei schauen die Teilnehmer Mitarbeitern aus dem Bereich Montage und Konfektionierung über die Schultern und kommen mit ihnen ins Gespräch.

„Inklusion ist nicht in jedem Betrieb ausnahmslos möglich und auf alle Menschen übertragbar. Es muss Einrichtungen wie die unsere geben, die als Rückzugsräume für jene Menschen mit geistiger, körperlicher oder seelischer Behinderung dienen, die am Ersten Arbeitsmarkt nicht unterkommen“, sagt Michael Glüber.

Und doch zeigt die Show- und Mitmachaktion im Anschluss an die Betriebsbesichtigung, dass Inklusion funktionieren kann. Nach einem Showkampf greifen einige jener Mitarbeiter, die sich im Rahmen des Betriebssports wöchentlich zum Tischtennis spielen treffen und schon an Special Olympics teilgenommen haben, selbst zum Schläger. „Sport verbindet. Das kann man an dieser Aktion sehr deutlich spüren“, sagt Glüber.

Wenngleich er auch betont, dass die Freizeitgestaltung von Menschen mit und ohne Behinderung nicht immer miteinander vereinbar ist. „Hier stoßen Menschen mit Behinderungen dann leider immer noch an zu viele Grenzen, beispielsweise beim Schwimmbadbesuch. Und auch die zunehmend leistungsorientierte Gesellschaft lässt ein gemeinsames Sporttreiben nicht immer zu. Es ist und bleibt ein stetes ‚aufeinander zugehen’“, sagt er.

„Das hat richtig Spaß gemacht“

Für diesen Vormittag ist das Vorhaben der Teilhabe indes gelungen. Mit Autogrammen in den Händen, gemeinsamen Fotos und einem Lächeln im Gesicht kehren die Mitarbeiter nach der Inklusionstour-Aktion an ihre Arbeitsplätze zurück. Und auch das sport grenzenlos Team ist begeistert. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Hartmut Freund und wischt sich dabei die Schweißperlen aus dem Gesicht.